Die Entwicklung von Sounds of Intent
Phase 2
Die Modelle, die konstruiert wurden, wiesen auf einen musikalischen Entwicklungsweg hin, der in den sehr frühen Stadien allen Kindern gemeinsam war, wobei ein Bewusstsein für Klang und Musik aus einem präsenten Zustand heraus zu entstehen schien. Danach werden einfache proto-musikalische Strukturen wie Wiederholungen und regelmäßige Klangveränderungen erkannt, die eine Antizipation und Nachahmung von sich selbst und anderen ermöglichen. Diese drei Phasen waren in der Lage, das musikalische Engagement von Kindern mit den größten Bedürfnissen zu erklären, und bildeten eine Grundlage, auf der die weitere Entwicklung aufbauen konnte.
Die nächsten musikalischen Entwicklungsschritte waren jedoch weniger klar, und es war schwierig, ein Modell zu erstellen, das alle Beobachtungen erklären konnte. So spielten einige Kinder mit schweren Lernschwierigkeiten "Call-and-Response"-Spiele mit kurzen rhythmischen Motiven auf einer Trommel, gaben aber keine Tonhöhen stimmlich wieder, während andere die Noten einer bekannten Melodie auf einer Tastatur wiedergaben, aber den Rhythmus nicht beachteten. Welches Kind zeigte die fortgeschritteneren musikalischen Fähigkeiten? Die Antwort wurde gefunden, indem man das Problem aus der entgegengesetzten Richtung betrachtete, indem man einen "Top-Down"- oder deduktiven Ansatz wählte und Adam Ockelfords "zygonische" Theorie über den Sinn von Musik verwendete. Diese besagt, dass alle musikalischen Strukturen letztlich auf Nachahmung zurückzuführen sind, die auf der Ebene der
- Noten
- Gruppen von Noten ('Motiven') und
- 'Rahmen'.
Rahmen sind imaginäre Tonhöhen- und Zeitmuster, die das Gehirn aus dem Hören vieler Musikstücke in ähnlichen Stilen abstrahiert. Sie funktionieren probabilistisch: Je häufiger ein bestimmter Übergang von einer Note zu einer anderen in der Vergangenheit vorkam, desto wahrscheinlicher wird sein zukünftiges Auftreten eingeschätzt. Im Bereich der Tonhöhe haben die Rahmen den Begriff der "Tonalität" hervorgebracht. Beispiele hierfür sind die Dur- und Moll-Tonarten der westlichen Musik und die Ragas der klassischen indischen Musikgattungen. Im Bereich der Zeit nehmen die Rahmenbedingungen die Form von "Metren" an, wie z. B. der Dreier- und Vierertakt und deren Standardunterteilungen, die für die westliche Musik typisch sind, sowie die komplexeren Talas der indischen Musik.
Bei der Aufführung lässt sich eine weitere Ebene der Imitation feststellen, bei der die theoretische Symmetrie der Rahmen systematisch entsprechend den Ausdrucksnormen eines bestimmten Stils gebogen wird, was zu subtilen Variationen der Tonhöhe (z. B. durch Vibrato) und der Zeit (einschließlich Rubato) führt. Da die Fähigkeit, Musik in ihrer ganzen Komplexität zu verarbeiten, nicht von Geburt an vorhanden ist, müssen sich die dafür notwendigen Fähigkeiten im Laufe der Entwicklung herausbilden, und die Beobachtung von Kindern mit schweren Lernschwierigkeiten, deren Entwicklung verzögert verlief, ermöglichte es dem Forschungsteam, diese relativ leicht zu isolieren. Es wurde auch festgestellt, dass bei einigen Kindern mit Lernschwierigkeiten, die sich auf dem Autismus-Spektrum befinden, die musikalische Entwicklung sehr früh einsetzte und sich in sogenannten "Savant"-Fähigkeiten manifestierte.
Die Verschmelzung der zygonischen Theorie mit den empirischen Daten, die sich aus der Beobachtung von Kindern bei musikalischen Aktivitäten ergaben, führte zur Entstehung eines eigenständigen Forschungsgebiets, das als "angewandte Musikwissenschaft" bezeichnet wurde. Die wichtigste Erkenntnis war, dass die verschiedenen Ebenen der strukturellen Komplexität, die durch die zygonische Analyse der Musik identifiziert wurden, in der Entwicklung nacheinander auftreten. Zusammen mit den vor- und nachgelagerten Wahrnehmungsstadien, die bei einigen Kindern mit komplexen Bedürfnissen beobachtet wurden, kristallisierten sich die vier Strukturebenen in dem Rahmenwerk Sounds of Intent heraus, das schließlich sechs Ebenen der musikalischen Beschäftigung umfasste:
- Lernen zu hören
- Klingt interessant
- kopiere mich, kopiere dich
- Teile von Stücken
- ganze Lieder
- Die Welt der Musik